Dieser Beitrag entwickelt eine soziologische Perspektive auf das Phänomen des Schwitzens. Statt es als rein biologische Reaktion zu verstehen, untersucht der Artikel, wie es zum Bestandteil und Effekt von Machtbeziehungen wird. In Auseinandersetzung mit dem Konzept der thermischen Gewalt (Nicole Starosielski) und dem „model case“ der Sweatbox wird gezeigt, dass der Gewaltbegriff an seine Grenzen stößt, wenn es zu alltäglichen Aushandlungsprozessen thermischer Machtbeziehungen kommt. Um den umweltlichen Charakter und die Materialität des Schwitzens denken zu können, wird Karen Barads Begriff der Intra-Aktion mit Blick auf thermische Phänomene kritisch diskutiert. Als ein spezifischer Modus der Intra-Aktion wird der Begriff der thermischen Intrasubjektivität vorgeschlagen, der auf die Machteffekte sensorischer Relationen zielt. Der Begriff beschreibt die prekäre Gleichzeitigkeit von Entsubjektivierungsprozessen durch Hitze einerseits und deren subjektivierenden, fixierenden Wirkungen andererseits. An historischen Beispielen werden die differenzerzeugenden Effekte des Schwitzens – u. a. seine Bedeutung für körperliche Arbeit, für vergeschlechtlichte Hygieneregime und rassifizierende Diskurse – herausgearbeitet. Derlei Machtbeziehungen wirken durch sensorische Umwelten, deren Bedeutung nicht zuletzt mit Blick auf die Zunahme von Hitzewellen an Brisanz gewinnen dürfte.