»Kann man da irgednwie raus bin da drinn und will da unbedingt raus [sic!]« Bei diesem Kommentar handelt es sich um eine Reaktion auf ein deutschsprachiges Kurzvideo auf TikTok, in dem jemand Unregelmäßigkeiten im Rating der eigenen Beiträge moniert und feststellt, dass die Sichtbarkeit der eigenen Videos statistisch gesehen und im Vergleich zu den Vormonaten unverhältnismäßig gering sei. Anscheinend hat TikTok die Reichweite der Videos des Creators eingeschränkt. Dabei geht es um nichts weniger als den Umstand, dass Plattformen Möglichkeitsräume für Konnektivität regulieren, wobei die dahinterliegenden Mechanismen intransparent sind. Die Frage innerhalb des Kommentarbereichs ist nun, wie die Einschränkung der Reichweite zu erklären ist und was dagegen getan werden könnte. Eine Vermutung ist, dass die Aktivierung der TikTok-Pro-Mitgliedschaft dazu geführt haben könnte, in einen neuen Algorithmus hineingeraten zu sein. Das den Kommentar evozierende Video, das übrigens nicht mehr verfügbar ist, entfachte eine durchaus hitzige Debatte über die Intransparenz der Algorithmik der Kurzvideo-Plattform TikTok und über Tipps und Tricks, die Reichweite des eigenen Contents wieder zu erhöhen. Die in den Kommentaren sichtbar gewordene Debatte steht exemplarisch auch dafür, dass algorithmische Regulierungen längst reflexiv geworden sind.
Das Objekt dieses Beitrags ist nun weder TikTok an und für sich und auch nicht das besagte kritische Video als solches oder der Kommentar als solcher. Und es ist auch nicht der hier konkret zugrundeliegende Fall der algorithmischen Begrenzung von Reichweite. Es geht um etwas Grundsätzlicheres. Es geht um ein Gefühl. Der Kommentar oben fungiert als Ausdruck sowie Provokateur eben jenes Gefühls. Kann man da irgendwie raus? Bin da drin und will da unbedingt raus. Welches Gefühl also? Ein Gefühl des unbehaglichen Ausgesetztseins gegenüber zeitgenössischen algorithmisierten Regulierungen und Begrenzungen digitaler Plattformen, das zugleich mit dem Bedürfnis einhergeht, sich ebenjenen Praktiken nicht vollständig hinzugeben: Ich will da unbedingt raus. Angesichts der Ubiquität digitaler Plattformen und »Sozialer Medien«, die in einen kulturellen Imperativ der Dauerkonnektivität (van Dijck 2013) eingebettet sind, ist die politische Relevanz der Frage, wie und welche Verbindungen geschaffen und zugleich verunmöglicht werden und wer in die Position gesetzt wird, ebendiese Verbindungen zu regulieren, wohl kaum zu überschätzen.
