Von: Julia Schade

Ausgehend von Saidiya Hartmans Schreiben über die unmögliche Möglichkeit, die Verbrechen des transatlantischen Sklavenhandels zu erzählen, nimmt dieser Beitrag den Ozean als „Schauplatz der Unterwerfung“ (Hartman) in den Blick. Im Rückgriff auf dekoloniale und diasporische Bezugnahmen auf den Ozean wird dieser als flüssiges Archiv einer kolonialen Gewaltgeschichte verstanden. Mit Blick auf gegenwärtige medien- und kulturwissenschaftliche Diskussionen untersucht der Beitrag das Ozeanische als Auflösungsfigur einer terrestrischen Verunsicherung, die mit Fragen der Situierung und relationalen Positionierung einhergeht. Am Beispiel der zeitgenössischen Inszenierung Salt (2016) von Selina Thompson wird aufgezeigt, wie der Atlantik als Schauplatz der Gewalt zugleich diasporische und relationale Bezugnahmen zu Identität, Heimat und Ursprung eröffnet. In Erweiterung von Hartmans Ansatz wird Thompsons Performance als ein Modus der ozeanischen Fabulation beleuchtet.